Good Vibe-Rations

Das Luzerner Unternehmen Axon Vibe hilft mit, den öffentlichen Verkehr  in New York zu optimieren. Die Metropolitan Transportation Authority (MTA) von New York City testet derzeit diese Schweizer Lösung.  CEO Roman Oberli erhält mit seinem Unternehmen die Möglichkeit, die in der Schweiz entwickelten Konzepte in einem der weltweit  grössten ÖV-Netze zu testen.

TEXT Angel Gonzalo
Lesezeit 10 Minuten

Über der Stadt Luzern thront das Schlössli Schönegg. Das  Gebäude entspricht dem Zeitgeist des 19. Jahrhunderts. Hinter der pittoresken Fassade jedoch entfaltet sich eine in die Zukunft gerichtete Geschäftigkeit. Hier werden digitale Konzepte und Prozesse erdacht, die das Potenzial haben, die Welt zu verändern. Die Axon-Gruppe ist an diesem ausgewählt schönen Ort domiziliert, ebenso die Firma Axon Vibe. 2014 gegründet,  beschäftigt das Start-up-Unternehmen bereits über hundert  Mitarbeitende – darunter hoch qualifizierte und passionierte Softwareingenieure, Datenanalysten, Psychologen und Kommunikationsspezialisten. Das von Roman Oberli geführte Unternehmen arbeitet an der nächsten Generation von Mobilitäts-Lösungen. Verschiedene Preise und Aufträge von grossen Transportunternehmen weltweit sind der Beleg für den bislang erzielten Fortschritt von Axon Vibe. Gegenwärtig startet das Unternehmen durch – auch in New York.

Aus über 100 Bewerbern erkoren
In einem globalen Wettbewerb, an dem mehr als hundert  Unternehmen teilnahmen, wählten MTA- und Tech-Sektor-Experten fünf Finalisten, darunter Axon Vibe mit ihrer Smart Mobility Platform für das achtwöchige Transit-Tech-Programm der New Yorker Verkehrsbetriebe aus. Die Absicht: Das Programm  soll den Einfluss innovativer Technologien auf den öffentlichen Verkehr in New York einfach und effizient testen. Was dabei herauskommen soll, ist eindeutig formuliert. Am Ende des Innovationsprogramms gehen die besten Lösungen in eine enge Zusammenarbeit mit den New Yorker Betrieben.
Axon Vibe hat die Jury mit ihrer Smart Mobility Platform überzeugt. Das Unternehmen zeigt auf, wie Verspätungen im U-Bahnnetz von New York besser vorhergesehen und wie die Auswirkungen einer Störung durch eine gezielte Information an die betroffenen Reisenden minimiert werden können. Analog zu  einem Navigationssystem zeichnet das System die Positionen der Fahrgäste über deren Smartphones auf und erkennt dadurch Störungen – und das alles in Echtzeit, im Hier, sofort und jetzt. Durch eine frühzeitige Umlenkung von Passagierströmen können so  risikoreiche Personenansammlungen minimiert und der Verkehrsfluss optimiert werden. Dies alles unter strenger Wahrung der Privatsphäre des Endbenutzers – eine wichtige Voraussetzung für die Juroren. Auch hier ist Axon Vibe spezialisiert und im weltweiten Wettbewerb vorne mit dabei.

Ein multinationales Team
Luzern ist die Heimat, die Welt ist das Spielfeld. Deshalb arbeiten globale Teams aus verschiedenen Bereichen wie Software-Entwicklung und Datenverarbeitung in mehreren Ländern für Axon Vibe. Aktiv ist das Unternehmen auf diese Weise in der Schweiz, in Grossbritannien, den USA, Australien, Hongkong und in Vietnam mit eigenen Niederlassungen.
Das Start-up Axon Vibe hat spannende Wachstumspläne und wirkt heute an konkreten Projekten im Bereich der digitalen Transformation. Das Unternehmen ist gut aufgestellt, weil es den Mut zur Innovation und das Credo der Muttergesellschaft verinnerlicht: Datenmengen aus verschiedenen Quellen intelligent miteinander zu vernetzen und zu verknüpfen. 

Ein echter «Transportintermediär»
Es ist nicht leicht zu beschreiben, was dieses Unternehmen tut. Versuchen wir es: Axon Vibe hat eine Anwendung entwickelt, die Nutzern Anweisungen und Optionen gibt, um den besten Weg zu finden, mit verschiedenen öffentlichen Verkehrsmitteln von  einem Ort zum anderen zu gelangen. Dadurch wird es für Transportunternehmen immer effizienter, die optimalen Transportmöglichkeiten zu bieten. Das Endergebnis heisst im Idealfall: weniger Überlastung, eine bessere Verwendung von Ressourcen und eine komfortablere Transporterfahrung. 
Axon Vibe gehört so zu einer neuen Klasse von Mobilitätsunternehmen, die auf Möglichkeiten aufbauen, welche durch die Vernetzung von Smartphones mit GPS entstehen. Das sind im Grunde «Transportintermediäre», weil sie mehrere Netzwerke miteinander verbinden und das Potenzial haben, die Transportlandschaft massgeblich zu verändern. Diese neue Klasse von Transportverbindern sind «Netzwerke bestehender Netzwerke». Einige haben bereits Zahltransaktionen für alle Verkehrsträger integriert. Die meisten bieten ihre Fähigkeiten auch hinter den Kulissen als Business-to-Business- oder Business-to-Government-Anwendung an. Dadurch geben sie den Verbrauchern eine Vielzahl von Möglichkeiten, um sich nach Preis, Zeit und Erfahrung zu bewegen.

Axon Unternehmen –  digitale Deutung und  Vermessung der Welt 
Die Axon Active Gruppe hat seit Ihrer Gründung im Jahre 2008 diverse Firmen mit dem strategischen Fokus «digitale Transformation» aufgebaut. Heute sind über  750 Mitarbeitende weltweit tätig. Eigene Entwicklungs­labore existieren in der Schweiz, den USA, England  und in Vietnam. Axon Vibe ist Teil der Axon Active Gruppe mit Sitz in Luzern. Das Unternehmen schafft mit seinen technologischen Entwicklungen die Voraussetzungen für künftige Ökosysteme, die unter anderem zentral für Smart Cities von morgen bestimmt sind. Axon Vibes Geschäfte werden durch private und institutionelle Schweizer Investoren getragen, unter ihnen die führende Telekom-Unternehmung des Landes. Ihre Kompetenz  im Bereich der Geo-Analyse stellten die Gründer  des Unternehmens bereits früher unter Beweis.
Die Ursprünge der Axon liegen in der digitalen  Kartografie. Die im Jahre 1991 von den Luzerner  Brüdern Bruno und Stefan Muff gegründete Endoxon AG entwickelte in den Anfängen des Internethypes in den späten Neunzigerjahren eine wegweisende Mapping-Technologie. Aufgrund von Luftbildern  und kartografischen Elementen erschuf sich das  Unternehmen einen Ruf in der Welt der digitalen  Umsetzung von geografischen Informationen. Google attestierte der agilen Endoxon einen technischen  Vorsprung im Bereich der Veredelung digitaler Karten. Das Interesse des Internet-Riesen freute das aufstrebende Luzerner Unternehmen und ihre 75 Mitarbeitenden. Im Dezember 2006 wurde der Deal perfekt, die renommierte «Neue Zürcher Zeitung» titelte  ungewohnt euphorisch: «Google setzt auf Schweizer Know-how».

SBB arbeiten damit
Roman Oberli, der CEO der Axon Vibe, ist in diesen  Wochen unter Spannung und pendelt zwischen Luzern und New York hin und her. Sein Unternehmen ist  mit dem Versuch in New York stark gefordert. Er selber sagt dazu: «Wir freuen uns auf die anspruchsvolle  Herausforderung in einem der grössten Verkehrssysteme der Welt und sind überzeugt, dass wir mit unserer Technologie einen Beitrag zur Verbesserung der existierenden Verkehrsprobleme von New York  leisten können.» Er legt Wert auf die Feststellung, dass es sich bei der Technologie des Unternehmens nicht um blosse Absichten handelt. Sie sei bereits  bei verschiedenen Unternehmen des öffentlichen Verkehrs im Einsatz. Erste Elemente davon  sind auch in der Schweiz in der SBB Mobile Preview App verfügbar. (BA)